THINK-TANK & GET-TOGETHER

Unser VerstänDnis von Landschaft

Die Gestalt unserer Umwelt ist ein Produkt aus vielen rationalen Einzelentscheidungen. Sie so abzustimmen, dass sie nicht in Konflikt miteinander geraten, ist die Aufgabe von Gestaltung. Die ästhetische Qualität ist dabei kein Add-on, kein aufgesetztes und zusätzliches Merkmal des Eingriffs, der Transformation, der Weiterentwicklung und der Veränderung, sondern der sichtbare Ausdruck und die Vermittlung des Aushandelns und Ausbalancierens von Interessen und Anliegen von Einzelnen, Gruppen und des Gemeinwohls. Gestaltung hilft, die verschiedenen Aufgaben und Anliegen, Interessen und Erwartungen zusammenzuführen und anzuerkennen.

Unsere Landschaften sind dynamische Gebilde und keine zeitlosen Zustände einer natürlichen Ordnung. Mit jeder Fahrt, jedem Glas Wasser, jeder Kaufentscheidung, jedem ins Netz geladenen Bild formen wir Landschaft. Gleichzeitig ist die Landschaft ein Raum mit eigenen Qualitäten und Werten, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als identitätsstiftende Gesamtheit sowie als Erholungs- und Freizeitraum. In der Landschaft werden abstrakte Prognosen ablesbar und vermittelbar: der Wandel des Klimas, der Rückgang der Arten, die Verbindung von alltäglichem Leben und Wirtschaften mit natürlichen Elementen unserer Umwelt. Landschaft ist also auch – selbst noch als Sehnsuchtsbild – Reflektionsmedium über die Zukunft der Gesellschaft.

unsere mission

Wir begreifen Landschaft als Raum, der Kommunen miteinander verbindet – als Raum, den Kommunen teilen und der nicht trennen sollte. Die gemachte und zu gestaltende Landschaft „Rhein-Main“ verbindet uns und unsere Städte, sie prägt unsere Lebensqualität Tag für Tag. Hier schlagen sich die Veränderungen in Mobilitäts- wie im Freizeitverhalten, im Wohnen wie in Energieproduktion und -verbrauch nieder.

In der Perspektive „World Design Capital“ 2026 erkennen wir einen neuen Gestaltungsanspruch und -willen für sowie in der Region, die wir mit neuen Impulsen und Kontakten für eine gemeinschaftlich gedachte und gestaltete Landschaft bekräftigen möchten. Dazu braucht es Expertise, Austausch und Experiment. Im Alltag des Planungshandelns ist die Möglichkeit dafür selten gegeben. RheinMain Landscaping möchte diese Plattform bieten und mit den Kommunen in RheinMain neue Perspektiven auf und in der Landschaft reflektieren.

RheinMain Landscaping ist ein Kooperationsprojekt vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Hessen, Urban Media Project und das Deutsche Architekturmuseum DAM. Wir stiften Räume und Impulse für den Austausch und die Diskussion – und wollen über konkrete Projekte weiterreichende Perspektiven öffnen. Aufbauend auf Veranstaltungen und Ausstellungen der Vergangenheit ist mit dem vom Land Hessen geförderten Symposium „Rhein-Main Landscaping“ ein Anfang gemacht worden. Hierauf werden in Zusammenarbeit mit den Kommunen zu konkreten Einzelthemen Workshops und Veranstaltungen folgen.

„Stadt und Landschaft müssen zusammen gedacht und geplant werden. In der Rhein-Main-Region gibt es verschiedene Landschaftsräume, die maßgeblich zur Lebensqualität beitragen. Ich finde es gut, dass bei der Tagung der Fokus auf Projekte gelegt wurde, die von mehreren Kommunen zusammen umgesetzt werden können.“

Marcus Gwechenberger,
Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt.

Jede Kommune sollte und müsse sich mit ihren Stärken und Potentialen einbringen, die idealerweise in mehrfache Nutzungen übersetzt werden, um Ressourcen zu schonen und unsere Region nachhaltig weiterzuentwickeln. So können wir gemeinsam lebenswerte und zukunftsfähige Räume schaffen, die den Bedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger gerecht werden und den Charakter unserer Region widerspiegeln“.

Monika Böttcher,
Bürgermeisterin Maintail

DIE Handlungsfelder

  • Straßen und Bahntrassen, ein höheres Verkehrsaufkommen, steigende Pendlerdistanzen belasten den Naturraum. Aber dass wir uns in der Landschaft bewegen, macht sie überhaupt erst nutz- und erlebbar. Nicht zuletzt beeinflusst die Art, wie wir uns in der Landschaft bewegen, unsere Wahrnehmung von ihr. Neue Mobilitätskonzepte bieten Chancen, in diesem Spannungsfeld zu einer neuen Balance zu finden – wenn wir sie zu nutzen wissen.

  • Die Landschaft ist für viele ein Ort der Erholung und der Freizeit, der Erholung und der Naturerfahrung – er ist aber auch einer der Produktion und der wirtschaftlichen Nutzung, die sie hervorgebracht hat. Das führt mitunter zu Konflikten und Missverständnissen. Wie können die Bedarfe unterschiedlicher Seite miteinander in Einklang gebracht werden, wie kann ein Dialog gelingen?

  • Der Boden steht als nicht vermehrbares Gut unter besonderem Druck – in den Städten, aber auch der landwirtschaftlich genutzte Böden sind zu Spekulationsobjekten geworden. Wie lässt sich sinnvoll gegensteuern? Welche Chancen bieten sich, ihn sozial- und umweltverträglich zu nutzen, wo können Nutzungen neu kombiniert oder Flächen besser genutzt werden? Absehbare Veränderungen können zudem weitere Optionen eröffnen, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.

  • Mit der steigenden Bedeutung regenerativer Energien und ihrer Produktion ändern sich auch die Eingriffe in die Landschaft, die ihr Bild prägen. Diese stellen unsere Vorstellung von Landschaft auf den Prüfstand, sind aber auch eine Chance zu einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung. Dazu kommen Anforderungen an den Ressourcenschutz, etwa des Wassers, die sich aus dem Klimawandel ergeben.

Oder:
Die immer
neue Landschaft.

Das symposium

Rückblick: Fachsymposium, 29. Mai 2024, DAM Ost

Rund vierzig Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung der Kommunen der Region Rhein-Main diskutierten am 29. Mai 2024 in Frankfurt am Main mit Expert:innen aus Forschung und Praxis über gemeinsame Strategien zur Gestaltung der Landschaft.

Insgesamt trat ein „ThinkTank“ aus 50 Personen zusammen, der fachliche, praktische und politische Perspektiven zu einer metropolitanen Landschaft im Wandel sondierte und zum Ergebnis kommt, dass gemeinsame Experimentierräume mit thematischer Schwerpunktsetzung das interkommunale Handeln befördern und vorbildliche Wege regionaler Kooperation aufzeigen können.

Einigkeit bestand darin, dass ein gemeinsames Handeln in dieser Zeit der Transformation wichtig ist, aber auch, dass enge Regularien vielfach verhindern, dass ein solches Handeln möglich wird. Es wurde deswegen vorgeschlagen, analog zum Gebäudetyp E in der Architektur gemeinsame Experimentierräume im Bereich der Landschaft zu öffnen und zu schaffen, um Projekte leichter umsetzen zu können. Auch ein Format wie eine Landesgartenschau kann hilfreich sein, die gemeinsamen Projekten einen Termin setzt. In welchem Format ein solcher Experimentierraum angeboten wird, ist letztlich weniger entscheidend. Hierfür bieten sich auch Regionalen nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens oder Reallabore an. Wichtig ist, dass ein Format gefunden wird und ein gemeinsames Thema definiert wird, das die interkommunale Zusammenarbeit voraussetzt, – und neue positive, identitätsstiftende Momente zwischen den Kommunen setzt.

Referent*innen:
Prof. Marcus Gwechenberger, Stadt Frankfurt am Main
Prof. Dr. Dennis Knese, Frankfurt University of Applied Sciences
Sophia Hartwig, Hartwig Landschaftsarchitektur, Stuttgart
Prof. Dr. Dirk Löhr, Hochschule Trier
Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann, Technische Universität München
Prof. Dr. Kai Vöckler, HfG Offenbach
Prof. Kerstin Schulz, Hochschule Darmstadt
Prof. Mario Tvrtkovic, Hochschule Coburg
Kjell Schmitt, Geschäftsführer Regionalpark gGmbH
Prof. Dr. Messari-Becker, Staatssekretärin